Interview mit Produzent Michael Gautsch
Sie haben den fünften Teil der Lehrfilmreihe „Die kleine Benimmschule – Im Netz“ produziert. Wie wichtig finden Sie es, Kinder und Jugendliche über die Gefahren des Internets aufzuklären?
Die Aufklärung über die Gefahren des Internets ist von höchster Bedeutung. Jeder der mit der Erziehung von Kindern und Jugendlichen zu tun hat wird mit der Frage Internet konfrontiert. Genauer gesagt ist das ein ganzer Fragenkomplex. Ab welchem Alter macht es Sinn, dass Kinder ins Internet gehen und wie begleite ich Kinder als Elternteil oder Lehrer in der virtuellen Welt? Unsere Recherchen haben ergeben, dass das durchschnittliche Eintrittsalter der Kinder in die virtuelle Welt bei neun Jahren liegt. Häufig werden sie damit alleine gelassen und sind damit überfordert. Hier haben Eltern und Lehrer eine besondere Sorgfaltspflicht. Die Schulen haben sich in den letzten Jahren rapide den Neuen Medien geöffnet und damit auch die Problematiken ins Klassenzimmer getragen. Internet ist aber nicht nur eine Frage der Wissens- und Informationsvermittlung, es ist auch ein soziales Phänomen. Kinder kommunizieren miteinander, schließen Freundschaften. Sie setzten sich damit aber auch einem möglichen Missbrauch aus.
Der Film „Im Netz“ zeigt eindringlich, welche Gefahren im digitalen Zeitalter durch die Neuen Medien entstehen. Denken Sie, dass der Film Kindern und Jugendlichen die Augen öffnen wird und sie mit der Weitergabe ihrer Daten vorsichtiger sein werden?
Ich denke, dass die dargestellten Ereignisse im Film kein Kind kalt lassen. Kindern wird dieser Film sicherlich eine Lehre sein und sie werden sich überlegen, wie sie sich vor den aufgezeigten Gefahren im Internet schützen können.
Sie haben den Film nicht nur produziert, Sie haben auch zusammen mit Claudia Boysen das Drehbuch entwickelt. Kamen durch Ihre Recherchen Fakten über das Internet ans Licht, die Sie schockiert haben?
Schockiert weniger. Die kriminellen Verführer im Internet kommen eher sanft und unscheinbar rüber. Die Falle schnappt dann plötzlich und völlig unerwartet zu.
Können Sie mir dazu ein Beispiel nennen?
In dem Film sieht man wie der Junge eine für Jugendliche ungeeignete Internetseite aufruft, der Bildschirm nach ein paar verlockenden Bildern plötzlich schwarz wird und ein Warntext erscheint mit der Aufforderung, ein kostenpflichtiges Hilfsprogramm herunterzuladen. Das ist nicht erfunden. Das ist uns passiert, und zwar innerhalb der ersten Viertelstunde, in der wir auf solchen Seiten recherchiert haben. Es geht also auch um Angstmache: Entweder du gibst uns deine Daten und zahlst oder du wirst einen kompletten Datenverlust erleiden. Solche Meldungen setzen selbst Erwachsene unter Stress. Und wie viel stärker muss das dann auf Kinder wirken?
Denken Sie, dass das Internet ein Medium darstellt, das mittlerweile auch bei Kindern nicht mehr wegzudenken ist, oder sind Sie der Meinung, dass das Internet Kindern verwehrt bleiben sollte?
Das Internet ist zu einer zentralen Schaltstelle in unserem Leben geworden, daher ist es auch nicht mehr wegzudenken. Wir müssen den Kindern nur den richtigen Umgang mit diesem Medium lehren.
Wie äußerten sich die Kinder, die im Film mitwirkten, über die dargestellten Probleme?
Die Kinder meinten, dass die Geschichte, die der Film erzählt sehr realitätsnah ist. Auch wenn sie selbst noch nicht Opfer einer Verführung über das Internet waren, waren sie theoretisch vorgewarnt. Einige mehr andere weniger. Als sie dann die Szenen spielten, begriffen sie erst, wie groß die Gefahren in Wirklichkeit sind. Das ist auch ein Grund, warum der Spielfilm als Medium für die Aufklärung so geeignet ist: Er lässt die Kinder an den Erlebnissen der Figuren emotional teilhaben. Einen besseren Einstieg zur Behandlung der Themen im Unterricht kann ich mir nicht vorstellen.